Knotenkunde und Übersicht über die wichtigsten Knoten für Drachenflieger
Nachweislich kannten bereits die Steinzeitmenschen Kreuzknoten und Webeleinenstek. Hier wollen wir keine allgemeine Knotenkunde darstellen, denn allein in dem 1944 erschienen “Ashley Book of Knots” sind über 4000 verschiedene Knoten präsentiert. Hier geht es um eine kleine Auswahl der wichtigsten Knoten und Verknüpfungen, die speziell für die Praxis auf der Drachenwiese von Bedeutung sind!
Unter dieser Rubrik stellen wir die aus unserer Sicht für Drachenflieger nutzbaren Knoten vor.
Palstek
Es gibt diesen Knoten mit den unterschiedlichsten Bezeichnungen für den gleichen Einsatzbereich, abhängig welche Personengruppen sich unterhalten, Segler, Feuerwehrler, Pfadfinder oder die Männer vom THW. Bei der Beschreibung eines Knotens kommt man nicht umhin diesen am Besten zu zeigen, damit die diversen Personen von ein und dem gleichen Knoten sprechen.
Am Beispiel des Palsteks möchte ich das verdeutlichen:
- Palstek: Bezeichnung in der Seefahrt
- Pfahlstich: Bezeichnung bei Feuerwehren
- Rettungsschlinge: Bezeichnung bei Pfadfindern
- Brustbund: Bezeichnung bei Feuerwehren
- Einfacher Ankerstich: Bezeichnung beim THW
Der Palstek ist eine gute Ergänzung zur doppelten Überhandschlaufe, die neben ihren Vorteilen auch die Eigenschaften besitzt, dass sie nach starker Belastung praktisch kaum mehr zu lösen ist und zudem relativ voluminös / klobig wirkt. Der Palstek ist hingegen eine (relativ) gut zu lösende Mehrzweck-Schlaufe mit schlankem Knoten, die hohen Belastungen standhält und die geknüpft werden kann, nachdem nur die kurze Part der Leine durch den einzuschlaufenden Gegenstand gefädelt wurde (vgl. eingefädelter Ring in der Abb. unten), was einen erheblichen praktischen Vorteil bedeuten kann.
Buchtknoten (Metzger oder Maurerknoten)
Der wichtigste Knoten für Drachenflieger, der bei den Einleinern, Lenkdrachen und auch bei den Powermatten benötigt wird , ist der Buchtknoten.
Dieser genial einfache Knoten wird über das Knotenende der Waageschnüre des Drachens gelegt und festgezogen. Der Buchtknoten bekneift unter Zug das Knotenende der Waage und hält solange, bis die Schnur überlastet ist und reißt.
Dennoch kann der Buchtknoten ganz leicht wieder gelöst werden, indem die Schlaufe angezupft wird und über das Knotenende gezogen wird.
Schotstek
Der Schotstek eignet sich zum Verbinden zweier Seile, sowohl für gleich starke Seile als auch für Seile unterschiedlicher Stärke oder verschiedener Steifheit.
Außerdem wird der Schotstek zusammen mit dem Webeleinenstek zum Knüpfen von Netzen, wie Fischernetzen und Hängematten verwendet. Hier heißt er Weberknoten, weil er nach einer verschiedenen Methode und mit anderem Material gebunden wird.
Knüpfen:
In das dicke Ende wird eine Bucht gelegt. Mit dem dünnen Ende fährt man in die Bucht, um diese herum (zuerst um die lose, dann um die stehende Part) und steckt es zwischen dem dünnen Ende und der Bucht durch. Am Ende liegen beide Enden auf der gleichen Seite. Bei unterschiedlich starken Leinen muss darauf geachtet werden, dass der dicke Tampen die Bucht bildet.
In seiner Form entspricht der Schotstek dem Palstek mit innenliegendem Ende. Der Unterschied ist nur, dass die feste Part der dicken Leine nicht mit der losen Part der dünnen zu einer Schlaufe verbunden ist.
Der Schotstek erhält seine Stabilität dadurch, dass die stehende Part des einen Seils die lose Part des anderen Seils bekneift. Darum ist der unzuverlässigere linkshändige Schotstek (Ashley-Nr. 1432) bei unterschiedlicher Beschaffenheit der Seile zu vermeiden. Beim rechtshändigen Schotstek zeigen die losen Enden auf die gleiche Seite, beim linkshändigen dagegen in verschiedene Richtungen. Dadurch liegen die stehenden Enden aneinander, so dass sie ihre Zugwirkung gegenseitig aufheben. Somit verringert sich die Kraft zum Bekneifen der losen Enden.
Webeleinstek (Mastwurf)
Der Webeleinenstek oder Mastwurf ist ein Knoten zur Befestigung einer Leine an einem Gegenstand. Teilweise ist er auch als Achterschlinge bekannt. Der Webeleinenstek verklemmt sich auch bei größerer Belastung kaum, kann aber bei einseitiger Belastung abrollen oder sich lockern.
Der Webeleinenstek kann gesteckt, gelegt oder geworfen werden. Er ist einer der wenigen Knoten, die sich für die Mitte einer Leine eignen, wenn deren Enden seemännisch nicht frei sind.
Achtknoten
Der Achtknoten dient als Verdickung eines Seilendes, um dieses zum Beispiel am Durchlaufen durch eine Öse, einen Block oder einen Seil- oder Fallenstopper zu hindern. Beim Segeln wird am Ende von Schoten und Fallen immer ein Achtknoten geknüpft. Wenn eine unter Last stehende Schot unkontrolliert ausrauscht, stellt dies eine erhebliche Gefahr für die Besatzung dar und das Schiff wird wegen des schlagenden Segels schwer steuerbar. Ausgerauschte Fallen sind auf See kaum wieder instand zu setzen, da die Leine bei den meisten Schiffen im Inneren des Mastes nach oben läuft.
Der Achtknoten lässt sich auch nach starker Belastung leicht wieder lösen.
Kreuzknoten
Diesen benutzt man, um zwei Leinen gleicher Dicke miteinander zu verbinden. Bei Lastwechsel löst sich dieser Knoten.
Die Qualität der Verbindung hängt stark vom Material der verbundenen Enden ab. Zum Verbinden zweier Seile ist der Kreuzknoten nicht geeignet, er bietet keine ausreichende Sicherheit.
Öffnen lässt der Kreuzknoten sich entweder durch Zusammenschieben der Enden oder indem man die zwei Enden derselben Bucht auseinanderzieht: Dann kippt er zum Ankerstich um und das andere Ende lässt sich abziehen. Auf Slip gelegt, ist er auch unter Belastung zu öffnen.
Stopperstek
Dieser Knoten wird Leine auf Leine geknotet. In eine Richtung stoppt der Knoten, in die andere Richtung lässt er sich problemlos verschieben.
Mit dem Stopperstek kann eine Hilfsleine an ein unter Spannung stehendes Seil geknotet werden, um dieses zu entlasten.
Die Klemmwirkung ist stark abhängig vom Unterschied der Seildurchmesser, sowie von Material und Oberflächenbeschaffenheit der beiden Seile. Fest wird der Knoten bei einem Unterschied der Durchmesser von 1 zu 1,5 bis 1 zu 5; aber je größer der Unterschied, desto schwächer ist die dünne Leine. Nur durch einen kleineren Seildurchmesser, mit welchem der Knoten und das stehende Seil geknüpft wird, tritt eine gute Klemmwirkung ein. Je mehr Windungen auf der Zugseite gemacht werden, desto höher wird die Klemmwirkung.
Doppelter Schotstek
Der Doppelte Schotstek verbindet ein dickes oder steifes Seil oder eine Trosse mit einem dünnen flexiblen Seil oder einer Leine. Die Knotenfestigkeit ist stark abhängig vom Dickenunterschied und von der Art und Oberfläche der Seile.
Knüpfen:
Mit der Trosse wird eine Bucht gelegt. Mit dem dünnen Seil knüpft man zuerst einen einfachen Schotstek und fährt mit dem losen Ende noch ein weiteres Mal um die Bucht der Trosse und steckt das Ende noch einmal durch.
Prusikknoten
Als Alternative zum Metallring in der Waageleine kann man auch eine Schnurschlaufe einsetzen, die sich bei Bedarf fixieren und öffnen / verschieben lässt. Dieser Schiebeknoten sollte möglichst an einem deutlichen (= spitzen) Winkel in der Waage liegen (was beim Zugpunkt der Drachenwaage ja fast immer gegeben ist), damit er sich nicht versehentlich in die Verschiebestellung bringt. Am besten macht man die Schlaufe mit dem Tampen aus der gleichen (insbesondere gleich dicken) Schnur wie die Tragleine auf der der Tampen fixiert werden soll.
Der Prusikknoten ist ein Klemmknoten, der sich unter Belastung zuzieht und bei Entlastung wieder lockert.
Stopper ist nicht gleich Stopper
Da der Stopperknoten in erster Linie eine Art “Abrutschsperre” ist, wird der eigentliche Knoten nur von der sog. langen Part her belastet. Die unterschiedliche Größe ist hier meist wichtiger als die unterschiedliche Reißfestigkeit. Das Foto unten zeigt drei geläufige Varianten:
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Links der einfache Stopper, der nichts anderes ist, als ein einfacher Überhandknoten. Er ist immer dann ideal, wenn nicht maximale Reißfestigkeit, sondern geringes Volumen gefragt ist.
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In der Mitte, der doppelte Überhandknoten, kann als mittelgroße Stoppervariante mit Allroundprofil gelten.
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Rechts haben wir den einfach zu knotenden Schauermannsknoten als besonders großen und belastbaren Stopper dargestellt. (Übrigens, Schauermänner sind keine Regenmacher, sondern Hafenarbeiter)
Knotenfestigkeit
Jeder Knoten in einem Seil oder Drachenleine verringert die Zugfestigkeit des Seils / der Leine. D.h. ein unter Zug stehendes Seil / die Leine wird wahrscheinlich immer am / im Knoten reißen. Die Knotenfestigkeit gibt an, um wie viel Prozent sich die Festigkeit des Seils verringert. Der Wert ist von vielen Faktoren abhängig. Es kommt unteranderem auf die Art des Knoten sund des Materials an. Einige Knoten verringern die Festigkeit eines Seils / der Leine zwischen 30 bis 50% der ursprünglichen Zugkraft.
Die Kontenfestigkeit ist abhängig der Beschaffenheit des Materials und Herstellungsart. Es kommen des weiteren die Faktoren der Seilstärke, Elastizität, Belastung und Umgebungsbedingung hinzu. Je nach Art des Knotens kann das Seil ein Stück durch den Knoten rutschen bis es sich evtl. bekneift und fest wird oder komplett durchrauscht.