Das Wind-Einmaleins
Grundsätzlich gilt für das Drachensteigen:
- Fliegen Sie nur bei Windstärken, die Sie mit Ihrem Drachen beherrschen!
- Fliegen Sie Ihren Drachen nur in dem Windbereich, der vom Hersteller angegeben wurde!
- Achten Sie bei der Auswahl des Fluggelände darauf, dass der Wind gleichmäßig anströmen kann!
Was ist eigentlich Wind?
Wind entsteht, weil Luft von Gebieten mit höherem Luftdruck in Gebiete mit niedrigerem Luftdruck strömt. Neben den großräumigen Winden sind für Drachenfreunde aber auch die lokalen, thermischen Winde von Bedeutung. Wenn nachmittags in Ihrem Garten Windstille herrscht, ist es trotzdem durchaus wahrscheinlich, dass am Südhang eines Hügels in naher Entfernung gute Bedingungen zum Drachensteigen herrschen.
Hier ist nicht der Platz für eine ausführliche Wetterkunde, nur einige Aspekte seien herausgegriffen:
- Selbst im flachen Gelände nimmt die Windgeschwindigkeit in Bodennähe wegen der mehr oder weniger rauen Erdoberfläche ab. Weil die Luft zähflüssig ist, sind auch die Schichten über den Bodenwirbeln verlangsamt.
- Mit zunehmender Höhe wird der Wind gleichmäßiger, Böen glätten sich, Flauten werden unwahrscheinlicher.
- Innerhalb einer stabilen Großwetterlage bauen sich die thermischen Winde im Laufe des Vormittags erst auf, flauen bei Sonnenuntergang völlig ab und wehen in der Nacht in die entgegengesetzte Richtung. Die beste Zeit zum Drachenfliegen ist dann der (frühe) Nachmittag.
- Eine ganz zentrale Frage ist: Wie ist der momentane Wind in Bezug auf einen bestimmten Drachen einzuschätzen? Jeder Drachen hat in Abhängigkeit von Typ, Material und Trimmung seinen eigenen Bereich an Windgeschwindigkeiten mit guten Flugleistungen.
Wie viel Wind ist gut für meine Drachen?
Wir Raten unerfahrenen Piloten unbedingt davon ab, bei Windgeschwindigkeiten über 3Bft Drachen steigen zu lassen. Vom Drachenfliegen ab 6Bft raten wir grundsätzlich ab!
Windstärke 0
Geschwindigkeit: 0 - 1 km/h Kennzeichen: Rauch steigt senkrecht auf; es rührt sich absolut nichts. Kommentar: Genießen Sie einen Kunstdrachen zu Hause an der Wand oder lesen Sie ein schönes Drachenfachbuch. Zum Drachensteigen eignen sich hier nur Indoor-Drachen und Null-Wind-Drachen.
Windstärke 1
Geschwindigkeit: 2 - 5 km/h Kennzeichen: Auf der Wiese bewegen sich lange Gräser. Die Blätter in den Bäumen wackeln wenig. Der Rauch einer Zigarette bleibt sichtbar. Der Windhauch ist auf der Haut gerade so spürbar. Kommentar: Bei konstantem Wind lohnt sich mit einem Leichtwinddrachen ein Startversuch.
für Einleiner: Bei einem Leichtwindeinleiner lohnt sich meist ein Hochstartversuch mit langer Leine (Leinenlänge ab 20m), da der Wind in dieser Höhe etwas stärker sein dürfte.
für Lenkdrachen: Bei einem leichtwindtauglichen Sportlenkdrachen (mit Gestänge) fängt jetzt der Spaß an. Um den Drachen zu fliegen unterstützen Sie Ihn durch Bewegung am Boden: bei Aufwärtsbewegungen etwas rückwärts gegen den Wind gehen und bei Flugbewegungen nach unten etwas nach vorne gehen, um Boden zu gewinnen – und dabei immer auf die Leinenspannung achten.
Windstärke 2
Geschwindigkeit: 6 - 11 km/h Kennzeichen: Gräser auf der Wiese wackeln deutlich. Die äußersten Zweige in den Kronen dünnastiger Bäume pendeln. Das erste zarte Blättersäuseln wird hörbar. Kommentar: Guter Drachenwind; hervorragend harmlos, um einen neuen Drachen kennenzulernen!
Windstärke 3
Geschwindigkeit: 12 - 19 km/h Kennzeichen: Auf Wiesen und Getreidefeldern werden die Pflanzen in ersten erkennbaren Wellen bewegt. Die Kronen der dünnastigen Bäume schaukeln sanft. Das Laub in den Bäumen raschelt deutlich. Kommentar: Nur für extreme Indoordrachen kann der Wind schon zu viel werden. Die normalen Leichtwinddrachen fliegen noch. Die Starkwinddrachen fliegen schon. Alles fliegt. Der optimale Drachenwind!
Windstärke 4
Geschwindigkeit: 20 - 28 km/h Kennzeichen: Die Spitzen dünnastiger Bäume werden bis in die Horizontale gebogen. Äste schaukeln. Staub, Papier, trockene Blätter werden vom Boden aufgewirbelt. das Laub der Bäume rauscht. Kommentar: Guter Wind für die meisten Drachentypen. Leichtwinddrachen können jedoch an ihre Grenzen stoßen.
für Einleiner: es empfiehlt sich um die Stabilität Ihres Drachen zu erhöhen einen geeigneten Drachenschwanz anzubringen bzw. einen vorhandenen zu verlängern.
für Lenkdrachen: fliegen Sie bei diesem Wind ausschließlich dann, wenn Sie zuvor ausreichende Erfahrung mit Ihrem Lenkdrachen oder Ihrer Lenkmatte sammeln konnten und sich in der Lage sehen auch bei diesem Wind Ihren Drachen sicher zu landen! Powerdrachen machen nun ihrem Namen alle Ehre. Leichtwinddrachen und Trickdrachen sollten (insbesondere bei böigem Wind) vor Überlastungen geschützt werden.
Windstärke 5
Geschwindigkeit: 29 - 40 km/h Kennzeichen: Dünne Zweige schlagen wie flatternde Fahnen. An festen Kanten wie Fensteröffnungen, Masten, Hausecken wird der Wind hörbar. Kommentar: Ein interessanter Wind nur für Fortgeschrittene! Fliegen Sie nur Drachen, für die der Hersteller diese Windverhältnisse als noch geeignet angegeben hat. Sicherlich ist ein Sled oder ein Powerhawk bei Windstärke 5 richtig in seinem Element; aber bedenken Sie immer auch, dass 5Bft in kräftigen Böen urplötzlich unangenehm stark werden können!
Windstärke 6
Geschwindigkeit: 41 - 51 km/h Kennzeichen: Auch die starken Äste von Buchen und Eichen werden durchgeschüttelt. Der Wind wird auch auf freier Fläche heulend hörbar. Kommentar: Drachenwind für Spezialisten und vor allem für spezielle Starkwinddrachen. Wir raten grundsätzlich davon ab, ab 6Bft Drachen steigen zu lassen.
Für fortgeschrittene Drachenflieger finden Sie im Abschnitt Waagetrimmung, wie Sie Ihren Drachen auf die gegebenen Windverhältnisse noch besser einstellen können.